Wenn eine eine Reise tut, dann kann sie was erzählen…

von Dr Dorothee Struck (Kommentare: 0)

Verhütung auf Reisen

Straße in Nepal, Foto: D. Struck
Straße in Nepal, Foto: D. Struck

Vor einigen Jahren saßen mein Mann und ich an der Indisch-Nepalesischen Grenze fest. Eigentlich wollten wir mit dem Flieger nach einem Besuch in Kalimpong nach Kathmandu weiter reisen, aber der Flughafen war wegen dichtem Nebel gesperrt. Ob und wann in den nächsten Tagen die Startbahn wieder geöffnet werden würde war unklar und so beschlossen wir zusammen mit einer tibetischen Familie, die ebenfalls am Flughafen festsaß, uns einen Taxi-Jeep zu teilen und stattdessen 17 Stunden über die Schlagloch-übersäte Schotterpiste zu fahren. An der ersten Brücke nach der Grenzstation: "Zollkontrolle, bitte öffnen Sie die Heckklappe!"

 

Wenn eine eine Reise tut, dann kann sie was erzählen….

Ein junger Zöllner griff sofort und ohne Vorwarnung nach meinem Rucksack, öffnete den Reisverschluss vom Hauptfach, griff hinein…und wäre fast umgefallen. Das erste, was er herauszog war einer meiner BH`s und eine Unterbüx, seinem Blick nach zu urteilen, hätten es auch Giftspinnen sein können. Mit roten Ohren und geweiteten Augen wurden die Teile wieder in den Rucksack gerammt, die Korbtasche der Tibeterin ergriffen und wir bekamen einen kurzen aber energischen Vortrag darüber, dass drei Flaschen Shampoo gerade mal so angingen, aber Kosmetika nur begrenzt eingeführt werden dürfen. Dann wurden wir zügig durchgewinkt. Selbst die in Indien oft übliche Bakschisch-Forderung bzw. Spontan-Zoll-Erhebung wurde vergessen.

 

Andere Länder, andere Hygiene

Ich bin auf diversen Reisen durch Asien nur ein einziges Mal bestohlen worden, ausgerechnet das kleine bestickte Täschchen mit meinem Toilettenpapier-Notvorrat, das ich damals immer in der beuteligen Tasche meiner Haremshose hatte, fehlte, als ich mich durch den vollen Zug in Richtung Delhi zur (unschönen) Toilette durchgekämpft hatte. Der Dieb wird sicher auch dumm aus der Wäsche geguckt haben, Klopapier statt Geldscheinen. Ich hatte zum Glück noch ein paar Tempotaschentücher. Gut tut die Reisende daran, in abgelegenen Gebieten immer gut auf Tasche zu sein mit Tampons und anderen Hygieneartikeln, denn Nachschub lässt sich oft nur dort beschaffen, wo sich viele andere Touristen tummeln. Wohl der Frau, die eine Menstruations-Tasse benutzt und Mikropur oder andere Wasser-Desinfektion hat, das schafft eine gewisse Unabhängigkeit, falls Gepäck verloren geht.

 

Menstasse und Verhütung gehört immer ins Handgepäck.

Gepäck kann verloren gehen, vom Jeep fallen oder von einer Fluggesellschaft versehentlich nach Kopenhagen statt nach Wladiwostock geschickt werden. Uppps! Dumm, wenn da wirklich wichtige Dinge des weiblichen Bedarfs drin waren. Daher: Verhütung gehört ins Handgepäck, egal ob Pille, Kondome (na, ja, vielleicht nicht der ganze Vorrat, wer weiß, was Sie vorhaben) oder NFP-Utensilien. Wenn Sie natürliche Familienplanung (NFP) machen, sollten Sie nicht im Laufe eines Zyklus das Thermometer wechseln und wenn ein teurer Verhütungscomputer wie Cyclotest MyWay mit dem Gepäck weg ist, ist das nicht nur für die Verhütung ärgerlich. Ach, so, und wenn Sie reisen, bitte nicht die Batterien entfernen; nun bei einfachen Thermometern geht das noch an, aber bei einigen Zyklus-Computern wie Daysy sollte die Batterie nur während der Menstruation gewechselt werden. Weil der kleine elektronische Freund sonst nicht mehr weiß, welcher Zyklustag ist und für den Rest des Monats nur noch gelb anzeigt. Das wäre gerade im Urlaub mit dem Liebsten höchst betrüblich, oder? Zykluscomputer sollten wie Laptops und andere elektronische Geräte in eine einzelne Wanne bei der Durchleuchtung des Handgepäcks, außer, sie werden zu anderem Verhalten aufgefordert. Eine Freundin von mir erzählte, dass sie in München einmal aufgefordert wurde, ihren Vibrator bitteschön in der Handtasche zu verstauen und nicht so rumliegen zu lassen, dabei war es ihr Daysy. Nun, Sicherheitskräfte müssen keine Experten in Sachen Verhütung und Sexualität sein, oder? Aber wir sollten uns nicht nur in Sachen Visum, Reiseapotheke und eventuellen Impfungen schlau machen.

 

Es wird warm, wie schön?

Die Sonne scheint, das Meer ist blau und angenehm warm, der Sommer sollte sorgenfrei bleiben. Wenn Sie kein Mitbringsel mit kleinen Füßen planen, gehören Sie in die Sonne, die Verhüterlis nicht, denn die meisten mögen keine  hohen Temperaturen! Nicht nur Latex-Kondome leiden unter Hitze, auch die Pillen-Packung gehört nicht im Kosmetiktäschchen auf die Hutablage und dann ab in den sonnigen Stau auf der A7 gen Süden. Direkte Sonneneinstrahlung und Temperaturen über 50° mindern die Wirksamkeit von hormoneller Verhütung, die Pille sollte definitiv nicht gar gekocht werden. Auch der Nuva-Ring, von dem Professor Ludwig aus Hamburg mal so schön sagte: „auch wenn er schlecht zu schlucken ist, es ist und bleibt eine Pille!“, ist empfindlich gegenüber hohen Temperaturen und außerhalb des Kühlschrankes ohnehin nur 3 Wochen haltbar. Gerade bei sehr langen Reisen mit mehreren Etappen, kann es schwierig sein über Monate die Kühlkette aufrecht zu erhalten. Für einen kurzen Transport kann die Packung natürlich als Sandwich zwischen zwei Coolpacks reisen und dann ab in die Minibar. Bei monatelangen Rucksacktrips stellt sich für mich die Frage, ob es die richtige Verhütungsmethode ist, auch wenn das Thema Durchfälle und Erbrechen damit unproblematisch bleibt. Aber es gibt ja noch die Verhütungs-Pflaster, die nicht Kühlschank-pflichtig sind. Auch die Sensoren von Verhütungscomputern wie z.B. Cyclotest MyWay oder Daysy sollten nicht extremer Hitze und direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, um Fehlermeldungen zu vermeiden.  Schutzkappen bitte immer auf dem Sensor drauf lassen bzw. das Gerät in der Schutzhülle transportieren und am Urlaubsort bei Zimmertemperaturen im Schatten lagern. Sie glauben ja nicht, wie heiß es auf Fensterbänken direkt hinter der Scheibe werden kann, wenn die Sonne so richtig knallt, wie wir es in Kiel kaum kennen. Wer mit dem Diaphragma oder Caya reist, sollte das Gel auch nicht in der Sonne braten, es wird flüssig und bleibt nicht so einfach brav im Dia, wenn es über 40° C warm wird. Das Zitronensäure-Bio-Gel sollte in der Minibar geparkt werden. Dem Diaphragma selber kann nichts passieren, die modernen Silikonbarrieren halten mehr als 120° C aus. 

 

Zeitverschiebung und NFP

Wenn Sie NFP machen: bei Zeitverschiebungen erst einmal richtig ausschlafen bevor Sie wieder zur gewohnten Zeit messen und den Reise-Tag bzw. den des Ankommens nicht aufzeichnen. Wenn Sie Langstrecke fliegen und sehr große Zeitverschiebungen haben, sollten Sie erst wieder messen, wenn Sie sich richtig akklimatisiert haben, nach 2-3 Tagen.

Und ein letzter Reisetipp für Frauen, die mit Pille verhüten: Scannen Sie den Beipackzettel ihrer Pille ein und senden sich diesen an Ihre e-Mail-Adresse, sodass sie ihn jederzeit von überall auf ihrem Webmailer erreichen können oder parken sie das Dokument in einer Cloud. Falls Ihre Pillen verloren gehen, die Handtasche geklaut wird oder Sie länger im Ausland bleiben, können sie ihn ausdrucken. Anhand der Inhaltsstoffe kann jeder Apotheker Ihnen ein entsprechend gleich zusammengesetztes Präparat heraussuchen, denn fast alle Pillen bzw. deren Hormonkombinationen gibt es überall auf der Welt.

Ihnen einen wunderbaren Sommer und einen schönen Urlaub, falls es Sie in die Ferne zieht.

Ihre Dr. Dorothee Struck

 

 

Das ist auch kein ideales Transportmittel... jedenfalls nicht für längere Strecken, Foto: Dr Dorothee Struck, Lumbini 2014

Und hier nochmal ein kleiner Ausschnitt aus dem Blogbeitrag zu Pille & Thrombose: 

Pille und Reisen

Wenn Sie lange Flugreisen über 4 Stunden planen, denken Sie bitte immer daran:

  • Reichlich zu trinken; die Luft an Bord ist trocken und wenn wir austrocknen, dickt das Blut ein. Alkohol entwässert übrigens! Also Wasser und Säfte reichlich, die alkoholischen Getränke sollten im Rollwägelchen bleiben.
  • Beine regelmäßig bewegen – und keine Schlaftabletten einwerfen; Unbeweglich in Morpheus Armen den Flug von Hamburg nach Toronto zu verschlafen ist für den Blutfluss in den Beinen keine gute Idee. Besser ist es, alle 2 Stunden aufzustehen oder ein wenig Fußgymnastik zu machen. 
  • Reise-Strümpfe tragen, besonders, wenn Sie schon Besenreiser und Krampfadern haben.

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    Bildnachweis /Fotos: Dr. Dorothee Struck, Joachim Struck, Creative Commons oder gekauft bei Depositphotos

 

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