Rosmarin eine Heilpflanze am Winterende
von Dr Dorothee Struck (Kommentare: 0)
Bevor der Winter endet, ist noch einmal Hochsaison für Infekte

Rosmarin, Rosmarinus offizinalis, eine Pflanze des Mittelmeerraumes, die uns mit ihrem Duft an leckere italienische oder andere mediterrane Köstlichkeiten erinnert. Aber auch als Heilpflanze sollte sie nicht unterschätzt werden. Rosmarin regt die Durchblutung an und durchwärmt und ist daher in Sportsalben, Massageölen oder in Bädern nach dem Training eine gern gesehene Zutat. Nun, als Küchenkraut hat es sich auch nicht nur wegen seines Aromas einen festen Platz in der Küche Frankreichs, Italiens, Spaniens, Griechenlands & Co erobert, nein, es entspannt die Gallenwege, wirkt Verdauungsproblemen (Dyspepsie) entgegen und fördert milde die Magensaftsekretion. Fettige Speisen können so besser verdaut werden. Aber Rosmarin, mehr als ein Gewürz aus der Mittelmeerküche!
Rosmarin, der milde Kreislaufwecker
Ich verordne Rosmarin gerne als Tee bei morgentlich niedrigem Blutdruck in der Frühschwangerschaft. Gerade schlanke Frauen kommen in den ersten Monaten, bis der Blutdruck so um die 20. SSW leicht ansteigt und der Kreislauf sich ganz mit der Schwangerschaft arrangiert und umgestellt hat, schlecht aus dem Quark, sind müde und manchmal wird ihnen beim Aufstehen schwarz vor Augen. Morgens eine Tasse mit einem gestrichenen Teelöffel getrocknetem Rosmarin, die unbedingt zugedeckt ziehen musste, damit die ätherischen Öle, in der ein Großteil der Wirkstoffe des Rosmarins sind, nicht „verduften“, hilft oft schneller auf die Beine und nachhaltiger als ein Kaffee.
Der Tee der vier Diebe
Am häufigsten habe ich Rosmarin in den letzten Wochen aber in meiner „Vier-Diebe“-Teemischung gegen Erkältungskrankheiten verordnet. Auch bei Husten-Schnupfen-Heiserkeit fühlen wir und oft schlapp, ein wenig Anregung kann nicht schaden. Abgesehen davon sind die ätherischen Öle, die im Rosmarin enthalten sind, in der Lage die Vermehrung von Bakterien und Viren zu bremsen. Zusammen mit anderen keimhemmenden Heilpflanzen wie Salbei und Thymian und Lavendel, die zusätzlich schleimlösend sind und uns das Gefühl vermitteln, besser durchatmen zu können, ein guter Begleiter, wenn der Hals kratzt und die Nase läuft.
Woher kommt aber der Ausdruck „Tee der vier Diebe“?
Im Paris der Pestzeit hatten sich eine Bande von vier Langfingern darauf spezialisiert, in die Häuser wohlhabender Bürger einzubrechen, in denen Pestleichen lagen und bei denen die Verwandtschaft fluchtartig in Richtung Landgut abgedampft war; glaubte man damals doch, das die letzten Atemzüge eines an Pest sterbenden die Ansteckung verursachten. Da sich kaum jemand in die Häuser mit frisch verstorbenen traute, hatten die vier Jungs viel Ruhe, sich nach Tafelsilber, Schmuck und edlem Porzellan umzusehen.
Als sie geschnappt wurden, gab ein kluger Richter ihnen zwei Optionen:
Nummer eins: zur Guillotine und Kopf ab wegen seriellen Raubes!
Nummer zwei: Ihr verratet das Geheimnis, warum ihr Euch über zwei Jahre nicht angesteckt habt, und bekommt nur zwei Jahre Knast aufgebrummt.
Nun, die Wegfinder mussten wirklich nicht lange überlegen und übergaben das Rezept für eine Mischung aus Kräutern*, die sie in Essig einlegten, davon in recht großen Mengen tranken und sich täglich am ganzen Körper damit abrieben. Das wirklich spannende ist, dass die Heilpflanzen, die in der Mixtur enthalten war, allesamt ätherische Öle enthalten, die ein gutes bakterienhemmendes Wirkprofil zeigen, teils auch virenhemmend sind. Intuitives Wissen und der Erfahrungsschatz der Menschen im Mittelalter erhalten heute eine Bestätigung durch biochemische Forschung im Labor. Das ätherische Öl vom Rosmarin hemmt auf der Anzuchtplatte tatsächlich das Wachstum vieler Bakterien. Gerade in der Schwangerschaft ist das ätherische Öl für innere Einnahme zu stark und nicht geeignet. In Teemischungen aber, kann es gut verwendet werden.
Abwarten und Erkältungstee trinken
Dass die Mischung der Heilpflanzen tatsächlich vor Pest, Pocken, Cholera und vielleicht auch Corona-Viren zuverlässig schützt, ist ein Märchen. Heute wissen wir, dass der Erreger der Pest "Yersinia pestis" von Flöhen übertragen wird und wahrscheinlich rochen die in Kräuteressig getränkten Diebe für Flohnasen einfach ekelhaft. Der "Essig der vier Diebe" als ein moderner Vorläufer von Repellents gegen Insekten….
Bei viral bedingten Erkältungskrankheiten befürchten wir Ärzte ja immer, dass sich auf die gereizten Schleimhäute der Bronchien und Nasennebenhöhlen noch Bakterien oben draufsetzen, eine sogenannte Superinfektion. Und das im schlimmsten Fall aus der resultierenden eitrigen Bronchitis eine Lungenentzündung entsteht.
Also bei Erkältung fleißig jeden Tag 3-4 Tassen Tee trinken, der bei Bedarf auf mit Honig gesüßt werden kann. Allerdings ist der 4-Diebe-Tee nicht im letzten Schwangerschafts-Drittel geeignet, da er Salbei enthält und dies Pflanze die Milchmenge mindern kann.
Ihnen einen erkältungsfreien Restwinter!
Ihre Dr. Dorothee Struck
PS: Rosmarin als Heilpflanze bei Blasenentzündungen
Weniger bekannt ist ihre Anwendung bei beginnender Blasenentzündung, in Teemischungen und Fertigpräparaten fördert sie die Durchblutung der Blasenschleimhaut von innen. Den Blutfluss im kleinen Becken können wir auch durch Becken-Boden-Training, Bewegung insgesamt und vor allem dadurch fördern, dass wir Becken und Füße warmhalten, solange der norddeutsche Dauerregen noch so kalt ist.
Kopf kühl, Füße warm, hält Arzt und Apotheker arm!
Auf Grund des Heilmittel-Werbe-Gesetzes geben wir hier keine konkreten Empfehlungen für Präparate und Dosierungen, bitte fragen Sie in Ihrer Arztpraxis oder Apotheke. Dosierungs-Anleitungen und konkrete Teerezepte bekommen Sie daher nur, wenn Sie Patientin bei uns in der Praxis sind. Oder als Kollegin über Fachfortbildungen.
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*Im Originalrezept waren noch weitere Pflanzen enthalten, die aber wegen potentiell giftiger Wirkstoffe heute weggelassen werden. Zum Beispiel enthält Angelikawurzel Thujon, das in hohen Dosen nervenschädigend sein kann, das geht bei einem Erkältungstee in der Frauenarztpraxis mit vielen Kinderwunsch-Patientinnen und Schwangeren gar nicht!
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Bildnachweis /Fotos: Dr. Dorothee Struck, Joachim Struck, Creative Commons oder gekauft bei Depositphotos