Mit der Pille zum Traumgewicht? Mythen & Fakten
von Dr Dorothee Struck (Kommentare: 0)
Kann Frau mit der Pille wirklich abnehmen?

Ein Tanz mit dem Thromboserisiko - Wunschgewicht mit Pille?
Nein, oder jedenfalls nicht das, was Frau zum Thema Abnehmen interessiert: Speck!
Es gibt tatsächlich einige Anti-Baby-Pillen, die „gewichtsneutral“ sind weil sie Wasser aus dem Körper ausschwemmen. Wovor viele junge Mädchen sich fürchten, wenn sie das erste Mal für eine Verhütungsberatung in die Praxis kommen, ist aber mehr Hüftgold und Speck an anderen Stellen, wo er bitteschön nicht erscheinen soll.
Die Pille soll ein "Beauty-Bonbon" sein... ist sie aber nicht
Die „Pille“ ist längst nicht mehr nur ein Verhütungsmittel, sie soll auch für Schönheit und Attraktivität sorgen. Pickelfrei mit strahlend schöner Haut, schlank und je nach individuellem Gefühl bitte mehr Busen oder bitte, bitte auf keinen Fall Brustwachstum. Das ist die Wunschliste, die oft an uns herangetragen wird. Dazu muss ich immer einiges erklären, denn so einfach, wie auf einigen Pharmafirmen-gesponserten Internetseiten die Pille ausgelobt wird, ist es nicht.
Die Pille ist ein Medikament, keine Bonbons! Medikamente können schwerwiegende Nebenwirkungen haben, wie Blutgerinnsel = Thrombosen. Aber neben dem Hinweis auf Komplikationen, lohnt es sich, zu gucken, was die Pille eigentlich mit unserem weiblichen Körper macht: sie spielt dem Körper vor er sei frisch schwanger! Die Eierstöcke gehen in die Ferien, es sind ja schon alle Hormone da. Frisch schwanger, da verändert sich der Körper. Einige Frauen haben sofort eine starke Zunahme der Oberweite. Ich kenne Patientinnen, die kommen zu uns und sagen auf die Frage, ob sie einen Schwangerschaftstest gemacht haben: „Brauch ich nicht, ich merk das immer daran, das ich sofort eine Körbchengröße mehr habe. War bei den ersten beiden Kindern auch so“. Bei anderen Frauen wächst die Brust erst am Ende der Schwangerschaft. Weiß ich vorher, bei welcher Dame was auftritt? Nein. Also kann ich auch nicht voraussagen, bei welcher jungen Dame das heiß ersehnte oder verhasste Wachstum der Brüste mit der Pilleneinnahme kommt.
Ja und was ist denn nun mit der Gewichtszunahme? Laut internationalen Statistiken nehmen Frauen als Effekt der Pille kaum oder nur wenig zu: 1-2 Kilogramm und das ist in erster Linie Wasser. Sind wir frisch schwanger, bunkert unser kluger Körper erstmal ein bis zwei Liter Wasser ein, die er braucht um die Versorgung des werdenden Lebens zu gewährleisten. Und da kommen nun die „Abnehm-Pillen“ ins Spiel. Genau genommen sind es einfach nur Ausschwemm-Pillen! Sie verhindern die Wassereinlagerung, die der Körper braucht. Es gibt Progestine (künstliche Gestagene) wie Drospirenon, die nicht nur die Wirkung des weiblichen Hormons Progesteron nachmachen, sondern auch in den Wasserhaushalt eingreifen. Antimineralcorticoide Teilwirkung heißt das im Fachchinesisch. Das bedeutet, dass die Hormone der Nebennierenrinde, die den Wasserhaushalt kontrollieren und dafür sorgen, dass wir nicht austrocknen, gehemmt werden. Aha: also ganz genau gesagt, eine Austrocknungspille. Das erklärt auch warum die Pillen mit Drospirenon, die die stärkste antimineralcortikoide Wirkung haben, auch die mit dem höchsten Risiko für Thrombosen und Lungenembolien sind: Das Blut dickt ein. Schwangerschaft und Wochenbett sind in sich ein Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln, da ist es doch richtig schlau, dass der Körper Wasser einlagert, um das Blut etwas zu verdünnen. Die Pille gaukelt dem Körper eine Frühschwangerschaft vor, aber die „Abnehm-Pillen“ verhindern seine natürliche Reaktion. Hilft das denn langfristig, gut Freund mit der Waage zu sein? Nö! Unser Wunderwerk Körper begreift nach einigen Monaten, das er veräppelt wird und nimmt einfach einen anderen Weg, den atrialen natriuretischen Faktor (ANF), um das für die vermeintliche Schwangerschaft benötigte Wasser doch noch zu bekommen. Nach einem Jahr ist die Gewichtszunahme bei allen, wirklich allen Pillen die gleiche. Bei den Pillen, die entwässern dauert es nur länger und wird dann nicht auf die Pille zurückgeführt.
Die Wirkung ist individuell unterschiedlich ... der Appetit auch
Einige Frauen haben von Beginn einer Schwangerschaft an einen Bären-Appetit. Anderen ist einfach nur schlecht und sie quälen sich mühsam ein trockenes Toastbrot zum Frühstück rein. So geht es auch einigen Mädels mit der Pille. Gelegentlich sitzen nach den ersten Monaten mit der Pille Mutter und Tochter vor mir und klagen über eingelaufene Jeans, die nicht mehr zugehen. Wenn ich das Thema Appetitsteigerung anspreche sagen oft die Mütter: „Ja, genau, seitdem du die Pille nimmst willst du immer einen Nachschlag und stehst abends oft noch mal am Kühlschrank.“ Hmmm, was soll ich dazu sagen, ich koche und esse auch gerne und bin nun wirklich nicht gertenschlank…
Der Grund für die Einnahme eines Medikamentes wie die Pille sollte immer ein wichtiger sein: Sichere Verhütung, sehr schwere Akne oder ein anderes gesundheitliches Problem mit dem Zyklus, das sich anders nicht beherrschen lässt. Für die hormonfreie Verhütung gibt es da ein kluges Buch… Und hier geht es zum Blogbeitrag zu Pille & Thrombose:
Wenn Sie die Informationen, die ich nur per Mail teile, erhalten möchten, melden Sie sich bitte für unseren Newsletter an.
Anmeldung zum Newsletter - wir geben Adressen nicht weiter!
Disclaimer:
Auf Grund des Heilmittel-Werbe-Gesetzes geben wir hier keine konkreten Empfehlungen für Präparate und Dosierungen, bitte fragen Sie in Ihrer Arztpraxis oder Apotheke, wenn Sie nicht bei uns Patientin sind.
Die Beiträge dieses Blogs dienen der allgemeinen Information über gesundheitliche Themen. Sie können und sollen in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen. Sie sollten daher die hier bereitgestellten Informationen niemals als alleinige Quelle für gesundheits-bezogene Entscheidungen verwenden und sie dürfen nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Zur eigenverantwortlichen Behandlung geringfügiger Gesundheitsstörungen finden Sie hier Informationen zu Teemischungen und Produkten, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. Es entbindet sich nicht von der Pflicht, die Beipackzettel zu studieren und ggf. Rat von Ihrer Ärztin oder Apothekerin einzuholen. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sollten Sie auf jeden Fall ärztlichen Rat einholen. Die Inhalte erheben weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden.
Bildnachweis /Fotos: Dr. Dorothee Struck, Joachim Struck, Creative Commons oder gekauft bei Depositphotos