IVF und ICSI Zyklen unterstützen
von Dr Dorothee Struck (Kommentare: 0)

Was kann ich zusätzlich tun, um meine Erfolgschancen bei IVF/ICSI & Co zu erhöhen?
Das ist eine häufige Frage nach einem erfolglosen IVF oder ICSI Behandlungszyklus. Die Antworten einer naturheilkundlichen Frauenärztin und Hypnosetherapeutin finden Sie hier, bzw. meine Do-and-Don´ts Liste.
Am wichtigsten ist es, Vertrauen zu entwickeln, tiefes Vertrauen, das mein Kind auf dem richtigen Weg zum richtigen Zeitpunkt zu mir kommt. Sind wir erfüllt von Ängsten und Zweifeln befinden wir uns in einem Kampf-Oder-Flucht-Modus. Einem Stresszustand, der die Fruchtbarkeit mindert. In Deutschland behaupten noch immer viele Psychologen, Stress würde den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung nicht beeinträchtigen. Forschungen aus den USA unter anderem an der Harvard Universität aus dem Projekt von Alice Domar sprechen eine ganz andere Sprache und das schon seit über 20 Jahren. Sind wir im Kampf-Oder-Flucht-Zustand, der Körper von Stresshormonen beeinflusst, dann steht Vermehrung nicht auf dem biologischen Plan. Evolutionsbiologisch sind wir für kurze Stressphasen gemacht: wir bekämpfen den Tiger, laufen weg und dann erholen wir uns, sitzen im Kreise der Familie oder des Dorfes am Lagerfeuer und berichten, wie wir dem Feind endkommen sind und entspannen uns. Der lange Kinderwunschweg ist in sich aber ein Zustand, der häufig von Dauerstress geprägt ist. Seitdem ich Hypnosetherapie in meine Kinderwunschbehandlung aufgenommen habe, auch in der Begleitung von Paaren, die aus den unterschiedlichsten Gründen in Kinderwunschkliniken behandelt werden, sind es viel mehr Frauen, die sich über einen positiven Schwangerschaftstest freuen können. Daher ist Punkt eins: Mentale Blockaden aus dem Weg räumen und entspannen, das Unterbewusstsein auf Schwangerschaft auszurichten!
Hypnose für bessere Fertilität begleitend zur reproduktionsmedizinischen Behandlung
Es gibt viele Entspannungsverfahren, die unterschiedlich effektiv sind in Bezug auf die Erfüllung des Kinderwunsches. Hypnosetherapie ist vor über 20 Jahren auf meinem Radar aufgetaucht, als ich den Bericht einer großen, sehr renommierten Kinderwunschklinik aus London las: mit ein bis drei Sitzungen Hypnose hat sich die Erfolgsrate bei IVF-Zyklen etwas mehr als verdoppelt. Mehr Eizellen pro Zyklus, bessere Befruchtungszahlen und eine deutlich höhere Einnistungsrate. Eine Studie aus Israel fand später heraus, dass die Erfolgsrate bei Paaren in einer Kinderwunschklinik mit Hypnose, die die spezifischen Stressfaktoren angegangen ist über 70% lag; auch bei Paaren, die vorher erfolglos behandelt wurden*. Im Unterbewussten liegen häufig Blockaden verborgen, mindestens die Hälfte meiner Kinderwunschpatientinnen hat einen „inneren Schützer“ gebildet, der auf Grund von Erlebnissen in der frühen Kindheit eine Schwangerschaft blockiert. Werden diese Erlebnisse in einen neuen Rahmen gestellt und bearbeitet, löst sich dieser Teil von uns, den wir unter Stress gebildet haben, auf oder wandelt sich in einen „inneren Assistenten“ um. Die tiefe Entspannung, die bei einer Hypnose erreicht wird, ist ein positiver Nebeneffekt, der ebenfalls die Fruchtbarkeit unterstützt. Mittels Hypnose können auch ganz spezifische Probleme wie Einnistungsschwäche oder Zyklusstörungen angegangen werden. Hypnose kann sowohl in Einzelsitzungen als auch in Gruppen eingesetzt werden. Die einfachste Möglichkeit sind Audiodateien, die jederzeit für ein besseres Mindset, Tiefenentspannung und eine Neuausrichtung des Unterbewusstseins auf eine erfolgreiche Kinderwunschbehandlung genutzt werden können.
Heilpflanzen für Kinderwunsch
Phytotherapie ist ein wunderbarer Ansatz um viele Störungen im weiblichen Zyklus zu behandeln. Gerade Krankheiten wie ein PCO-Syndrom oder Prämenstruelle Beschwerden als Ausdruck einer Östrogendominanz regulieren sich wunderbar. Allerdings ist die Wirkung eine eher langfristige, braucht oft drei bis sechs Zyklen, bis sich ein vollkommen normaler, fruchtbarer Zyklus einstellt. Eine ist ganz andere Strategie, als die, die während einer IVF/ICSI-Behandlung verfolgt wird, die sich auf den aktuell stattfindenden Zyklus bezieht. Heilpflanzen sind zur Vorbereitung und zur Behandlung von grundlegenden Störungen gut geeignet. Während einer laufenden IVF/ICSI-Behandlung mit Ausnahme von „natural IVF“ ohne jede Medikamentengabe, können Phytotherapeutika auch problematisch sein. Bei einem laufenden IVF/ICSI-Zyklus wird der Zyklus über Medikamente und Hormone von außen gesteuert. Eine Unterstützung und Regulierung des natürlichen Zyklus machen unter diesen Umständen keinen Sinn, kann sogar den Verlauf des Behandlungszyklus stören.
- Einige Heilpflanzen haben direkte hormonelle Wirkung, wie zum Beispiel der Mönchspfeffer (Agnus Castus), der nachweislich den Prolaktin-Spiegel senkt.
- Andere Heilpflanzen wie Johanniskraut (Hypericum perforatum) -Präparate verändern über eine Enzyminduktion den Leberstoffwechsel und beeinflussen damit die Wirkung von vielen Arzneimitteln, die stärker oder schwächer als gewünscht wird. Unter der Einnahme der Pille in Kombination mit Johanniskraut kommt es zu gehäuften Schmierblutungen, heute muss von einer Wirkungsabschwächung ausgegangen werden. Interaktionen speziell mit Hormonpräparaten der Kinderwunschtherapie sind bislang nicht untersucht, sind aber auf Grund des Leberenzyme CYP 3A4, CYP 1A2 und CYP 2C9 zu befürchten.**
- Weitere Pflanzen haben Wirkungen auf Hormonrezeptoren, die den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung beeinträchtigen können. So wissen wir heute, dass die Traubensilberkerze (Actea racemosa) unter anderem als SERM (Selektiver Östrogen Rezeptor Modulator) wirkt. Daher rate ich meinen Kinderwunschpatientinnen, die diese Pflanze bei Eireifungsstörungen bekommen, dazu mit Beginn der Stimulation das Präparat abzusetzen.
Wenn Sie Heilpflanzen nehmen, Informieren Sie bitte Ihre Kinderwunschklinik darüber. Sprechen Sie auch Ihre pflanzlichen Medikamente mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt ab.
Homöopathie während einer Kinderwunschbehandlung
Die Homöopathie geht davon aus, dass mit kleinesten Reizen spezifisch auf die Person passender Mittel, die Lebenskräfte angeregt werden können. Krankheiten und Symptome werden als die bestmögliche Form des Körpers, mit Störungen umzugehen angesehen. Wird die Vitalenergie angeregt, kann der Körper diese überwinden. Ein Problem während einer reproduktionsmedizinischen Behandlung ist nicht die klassische Homöopathie, die mit hohen Verdünnungen und Verschüttelungen arbeitet. In diesen Mitteln sind keine stofflichen Inhaltsstoffe enthalten, sie können während eines IVF/ICSI-Zyklus weitergenommen werden. Problematisch können aber die niedrigen Potenzen sein. Viele homöopathischen Mittel werden aus giftigen Pflanzen (Tollkirsche, Atropa Belladonna) oder giftigen Mineralien wie Arsen gewonnen. In niedrigen Verdünnungsstufen sind noch Bestandteile der Ursprungssubstanz nachweisbar. Gerade nach einem Embryotransfer sind giftige Substanzen zu vermeiden. Faustregel, ab der D bzw. C 12 sind alle homöopathischen Mittel unproblematisch. Bis zur D 6 sind aber noch Moleküle möglicherweise schädlicher Ursprungssubstanzen nachzuweisen. Eine Ausnahme sind die LM/Q-Potenzen, deren Grundverdünnung in 50.000er Schritten erfolgt. Sprechen Sie mit Ihrer homöopathischen Ärztin oder Arzt, oder überprüfen Sie die homöopathischen Mittel, die Sie nehmen, ob niedrige Potenzen enthalten sind. Auch tierische Organe finden sich in homöopathischen Mitteln vor allem Kombinationsmitteln, wie zum Beispiel Ovaria suis (Schweine-Eierstock), diese sollten ebenfalls vorsichtshalber nicht in niedrigen Potenzen genommen werden, da noch Hormone in den Präparaten nachweisbar sind. Hier gilt: „Sicherheit durch Sorgfalt“, auch wenn der Wunsch, den Körper sanft mit Homöopathie zu unterstützen sehr verständlich ist.
Bach-Blütentherapie während des IVF/IVF-Zyklus
Die von dem englischen Arzt Dr. Edward Bach entwickelte Therapie, die zur Behandlung psychischer Anspannung, Ängsten und Verunsicherung eingesetzt wird, besteht ebenfalls aus hochverdünnten Pflanzen-Extrakten. Diese werden aber nicht, wie bei der Homöopathie verschüttelt oder verrieben, eine Potenzierung wird nicht durchgeführt. Bei der Bach-Blüten-Therapie werden keinerlei Giftpflanzen zur Herstellung verwendet, die hohe Grundverdünnung lässt auch keine, die Stimulation oder hormonelle Behandlung störenden Substanzen, mehr in den Einnahmemischungen auftreten. Bach-Blüten-Mischungen können daher unproblematisch während eines IVF/ICSI-Zyklus genommen werden. Sie helfen häufig, mit der seelischen Belastung und dem Stress, der durch die Behandlung und die Termine in der Kinderwunschklinik auftauchen kann, zu lindern.
Mikrobiologische Therapie bei Einnistungsproblemen, Endometriose & Co
Störungen des Mikrobioms finden sich sehr häufig bei unerfülltem Kinderwunsch. Nicht nur bei der chronischen Endometritis sind Fehlbesiedelungen der Vagina und der Gebärmutter häufig. Auch bei Endometriose, Myomen und anderen Erkrankungen finden sich häufig Störungen vor allem in den Mikrobiota des Darms (Darmflora), die zum einen chronische Entzündungen im Körper hervorrufen können, zum Anderen den Östrogenstoffwechsel nachteilig beeinflussen können. Pre- und Probiotika aus physiologischen Bakterien, denen, die normalerweise in unserem Körper vorhanden sind oder sein sollten, sind als unproblematisch anzusehen bei normaler Dosierung. Es finden sich in der neuesten Forschung Hinweise, das Multistrain-Präparate, das heißt Mischungen aus vielen verschiedenen Bakterienstämmen möglicherweise nicht immer hilfreich sind. Ideal ist eine gezielte Behandlung entsprechend der Ergebnisse von Abstrichen und Stuhlproben.
Viel hilft viel, das stimmt bei einer Kinderwunschbehandlung nicht!
Viele Frauen möchten selber etwas tun, um den Erfolg ihrer IVF/ICSI Behandlung zu sichern. Manchmal wird dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen, denn der menschliche Körper muss auf Reize auch reagieren können. Gesunde Vollwerternährung, nicht rauchen und ausreichend Schlaf sowie regelmäßige Bewegung sollten die Basis bilden. Darüber hinaus hilft viel nicht immer viel. Viele Kinderwunschpatientinnen, die in den letzten Jahren meine Praxis aufgesucht haben, kommen mit einem wilden Sammelsurium an Heilkräutertees, homöopathischen Mitteln und mehr hier an, die sie bereits nehmen. Gemeinsam zu überlegen, welche Pflanze passt wirklich zu der Patientin und ihren spezifischen Problemen und andere Dinge auszusortieren, ist oft ein wichtiger Schritt. Nicht umsonst hat Pfarrer Kneipp, als er vor über hundert Jahren eine Systematik in die Naturheilkunde gebracht hat, die Ordnungstherapie als Königsdisziplin der Naturheilverfahren aufgestellt. Erstmal Ordnung hineinbringen, in die Lebensgestaltung und die Reize, die auf den Körper einwirken. Dies gilt auch und gerade, wenn wir uns in eine intensive Behandlung wie eine Stimulation vor einem IVF/ICSI-Zyklus begeben.
*Studien und Links
Informationen zu Hypnosetherapie und die Studien zur Hypnose bei Kinderwunschbehandlungen
Johanniskraut: Johanniskraut (JARSIN u.a.) induziert die Aktivität von CYP 3A4, CYP 1A2 und CYP 2C9. Es senkt beispielsweise die Plasmaspiegel von oralen Kontrazeptiva, Proteasehemmern, Herzglykosiden, Kumarin-Antikoagulantien, Theophyllin und Immunsuppressiva. Quellen: Arzneitelegram.de, Pharmazeutische Zeitung: Böser Bube Johanniskraut, Deutsche Apotheker Zeitung Interaktionen mit CYP 3A4
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*Disclaimer:
Die Beiträge dieses Blogs dienen der allgemeinen Information über gesundheitliche Themen. Sie können und sollen in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen. Sie sollten daher die hier bereitgestellten Informationen niemals als alleinige Quelle für gesundheits-bezogene Entscheidungen verwenden und sie dürfen nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Zur eigenverantwortlichen Behandlung geringfügiger Gesundheitsstörungen finden Sie hier Informationen zu Teemischungen und Produkten, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. Es entbindet sich nicht von der Pflicht, die Beipackzettel zu studieren und ggf. Rat von Ihrer Ärztin oder Apothekerin einzuholen. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sollten Sie auf jeden Fall ärztlichen Rat einholen. Die Inhalte erheben weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden.
Bildnachweis /Fotos: Dr. Dorothee Struck, Joachim Struck, gekauft bei Jumpstory, Depositphotos oder Creative Commons
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